Marmor, Stein und ...

… eine ganz spezielle Domführung.

Am 22. Mai traf sich ein kleiner Kreis der Krüzzbrür-Familie zu einer von Krüzzbrür-Ordensträger Max Kerner initierten, besonderen Domführung. Max Kerner und Dombaumeister Dr. Jan Richarz nahmen nämlich den Marmor im Dom und dessen mögliche Herkunft unter die Lupe. Während Dr. Richarz wissenschaftlich belegte Fakten veranschaulichte, übernahm Max Kerner den Part, die theortische Seite in Bezug auf Alter und Herkunft des Marmors darzustellen; anhand von Überlieferungen und auch vermeintlich hochwissenschaftlicher Erläuterungen.

Der Hauptaltar unter dem 16-Eck sowie der Karlsthron waren die beiden vornehmlich zu untersuchenden Objekte.

So seien die Platten des Hauptaltars, die bei der 1912er Grabung zum Vorschein kamen, Reststücke des Erlöseraltars und bestünden aus karolingischem Marmor (Ende 8. Jhd.). Materialtechnische Untersuchungen, die jetzt gemacht werden, sollen herausfinden, um welchen Marmor es sich handelt und aus welchem Bruch er stammt. Möglicherweise könnten es Stücke vom heiligen Grab aus Jerusalem sein, wozu es viele Theorien und Legenden gibt, die es nun zu überprüfen gilt.

Auf der Altarplatte sind über 800 Graffiti (Pilgerzeichen) eingeritzt, möglicherweise aus vorkarolingischer Zeit. Auch 5 Kreuze sind auf der Platte zu erkennen, die sie als geweihten Altartisch auszeichnen. Desweiteren befindet sich eine rechteckige Aussparung ohne Einritzungen auf der Altarplatte. Dies lässt Spekulationen zu, was darauf wohl gestanden haben und was da verehrt worden sein könnte; möglicherweise ein Tabernakel. Auf den Seitenwänden befinden sich gleichermaßen Graffiti. Auf einer ist eine zweistöckige Fassade mit Giebeldach abgebildet, was ein Hinweis auf die Grabeskirche in Jerusalem sein könnte.

Auch die Herkunft des Marmors am Karlsthron ist nicht eindeutig geklärt. Ob Karl der Große je darauf gesessen hat, ist ebenfalls fraglich, denn der Thron wurde erstmalig erst im 11. Jahrhundert erwähnt und diente dann 600 Jahre lang als Krönungsthron für 30 Könige. Es gibt auch Deutungen, die in dem Thron einen Reliquienthron sehen, der seinerzeit die Stephansburse beherbergt haben soll. Neben dem Marmor der Rücken- und Seitenplatten wurden die Thronstufen gezielt in Augenschein genommen. Ihre abgerundete Form haben die Marmorstufen wohl daher, dass eine runde Säulentrommel in vier Stücke geteilt wurde. Auch sie sind voller Graffiti und weisen stilistische Überschneidungen mit den Graffitis des Hauptaltars auf.

Ein herzliches Dankeschön an Max Kerner und Dr. Jan Richarz für diese eindrucksvolle, hochinteressante Führung, die den Kreis an vielen Punkten in Staunen versetzte.

Für den Pfarrausschuss Heilig Kreuz
Michael Mathar